Friedhofsruh‘

von E.Bartsch
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Friede ist nicht mehr und nicht weniger als Abwesenheit von Konflikt. Doch fünf der sechs Grundmodelle zur Konfliktlösung von Gerhard Schwarz bringen mindestens für eine der Konfliktparteien Nachteile.

Deswegen ist einem Frieden aus Prinzip kaum zu trauen. Versetze ich mich oder die Gruppe, der ich angehöre, in die sechs Szenarien von Schwarz, wie kann es uns im Worstcase gehen, wenn der Konflikt gelöst, also Frieden hergestellt ist?

Walter Fanta

Erste Konfliktlösung: Flucht -> es ist zwar Frieden, aber wir haben kein Zuhause mehr.
Zweite Konfliktlösung: Vernichtung -> der Preis für den Frieden, den wir bezahlen, ist unser Tod.
Dritte Konfliktlösung: Unterwerfung bzw. Unterordnung -> wir leben zwar noch, aber in Unfreiheit.
Vierte Konfliktlösung: Delegation -> wir haben uns einem ungerechten Richterspruch gebeugt.
Fünfte Konfliktlösung: Kompromiss -> es haben beide für den Frieden etwas hergegeben.
Sechste Konfliktlösung: Konsens -> alle sind zufrieden!

Nur beim Konsens zahlt keiner drauf. Aber ist ein wirklicher Konsens nicht eine Illusion, ein verkappter Kompromiss? Wenn Friede ‚herrscht‘ ― wie verräterisch klingt doch das zum Frieden gehörige Verb! ― assoziiere ich Grabesruhe. In meiner Jugend war ich Pazifist, heute höre ich beim Wort Frieden den Friedhof heraus. Aleida Assmann beschreibt in ihrem Buch Zeit und Tradition, in dem es um kulturelle Strategien der Dauer geht, den Frieden als einen der „Topoi des Imperialismus“ (S. 33) von der pax romana zur pax americana.

Die globale Krise der Gegenwart, ausgelöst durch die Erderwärmung als Folge der schonungslosen Ausbeutung und Vernichtung der natürlichen Ressourcen der Menschheit, wird begleitet von anwachsenden sozialen Konflikten. Sie sind eine logische Folge der verschärften Ungleichheit, Ungerechtigkeit und existenziellen Bedrohtheit, der ein großer Teil der Menschheit ausgesetzt ist, weil die politischen Eliten vom falschen Wachstumsglauben nicht ablassen. Wer angesichts dessen Frieden fordert, denkt kurzsichtig, akzeptiert das Recht des Stärkeren und übersieht, dass ein solcher Frieden den Status quo fortschreibt, der die Menschheit in die Selbstvernichtung treibt.

In dem neuen Bericht an den Club of Rome der Initiative Earth for All wird eine „allgemeine Grunddividende“ in allen Ländern vorgeschlagen, „um die Vermögensverteilung gerechter zu gestalten“ (S. 39). Dies ist ein wichtiger Ansatz zur Lösung eines sonst unausweichlichen sozialen Konflikts. Die Durchsetzung verlangt den Einsatz aller Mittel von öffentlicher Überzeugungsarbeit bis zum gewaltfreien Widerstand mit dem Ziel, einen Konsens zu erreichen. Um des lieben Friedens willen dem Ringen um ein bedingungsfreies Grundeinkommen auszuweichen, nach dem Motto ‚Gebt doch endlich Ruh‘!‘, das bringt letztlich Friedhofsruh‘.

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Cookies scheinen irgendwie bedingungsfrei zu sein. Als Grundeinkommen wollen wir sie aber nicht! Ja, ja, alles wird gut ;-)